Interview mit Prof. Schmieder
Prävention schreiben sich inzwischen viele auf die Fahne: Gesundheitsbehörden, Krankenkassen, Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und selbst die Lebensmittelindustrie. Jeder versteht etwas anderes unter Prävention, auch wenn das Ziel immer das gleiche zu sein vorgibt: die Vermeidung von Krankheiten.
Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden des Instituts für Präventive Medizin der Nieren-, Hochdruck- und Herzerkrankungen an der Universität Erlangen-Nürnberg soll aufzeigen, was das Institut unter Prävention versteht und was durch die Arbeit des Instituts erreicht werden soll.
Ist Prävention ein Modebegriff oder kann mit Prävention langfristig die Gesundheit der Bevölkerung tatsächlich positiv beeinflusst werden?
Sie haben Recht: Der Begriff Prävention ist tatsächlich in aller Munde und man hat manchmal den Eindruck hat, dass nicht viel von den Planungen und Vorschlägen der verschiedenen Institutionen im realen Leben ankommt.
Unser Institut beschäftigt sich schon seit 1994 kontinuierlich mit dem Thema Prävention. Im Laufe der Jahre wurden aus vielen Ideen konkrete Projekte und Produkte, die bundesweit im Gesundheitswesen angewendet werden.
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Institut?
Unser Institut wurde seinerzeit aufgrund der Tatsache gegründet, dass wir nicht länger nur zuschauen mochten, wenn Patienten zur stationären Behandlung aufgenommen wurden, die bereits unter schwerwiegenden Folgeerkrankungen litten. Viele der Organschädigungen wären vermeidbar gewesen, wenn der Patient früher von seiner Grunderkrankung – vor allem dem Bluthochdruck – erfahren hätte und gut behandelt worden wäre. Durch rechtzeitige Diagnose und eine konsequente Therapie hätten viele Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Nierenversagen verhindert werden können.
Sie versuchen also nicht, schon die Grunderkrankungen zu vermeiden?
Es gibt viele Institutionen, allen voran die Sportvereine, aber auch die Krankenkassen mit ihren Präventivprogrammen, Ernährungsberater usw., die Einfluss nehmen möchten auf die Menschen, sich z. B. besser zu ernähren und sich mehr zu bewegen - also ihren Lebensstil gesünder zu gestalten. Das soll dazu beitragen, Primärerkrankungen wie erhöhte Blutfettwerte, Diabetes oder Bluthochdruck zu vermeiden.
Wir beschäftigen uns in erster Linie mit der so genannten Sekundärprävention. Unsere Zielgruppe sind also die Patienten, bei denen die Primärprävention nicht ausreichte. Wir bemühen uns, bei diesen Patienten die Folgeschäden zu vermeiden oder zu verringern.